Wie ist die ehemalige Mäanderschleife der Ahr mit ihrem Umlaufberg, dem Burgberg von Insul, entstanden und warum fließt der Fluss heute in seinem Tal etwa 30 m tiefer?

Vor etwa 150.000 Jahren verlief die Ahr auf einem höheren Niveau um den Burgberg herum, ähnlich wie beim Mäanderbogenvon Schuld. Durch stetige Erosion näherten sich die Mäanderbögen am Prümer Tor.

Das Höhenmodell zeigt Höhenintervalle zwischen 210 m und 460 m. Bei Insul ist der Verlauf eines ehemaligen Mäanders noch deutlich um den Burgberg erkennbar. Möglicherweise wurde diese Schleife der Ahr bei einem Flutereignis gekappt und viel trocken. Heute fließt die Ahr am Prümer Tor einige Zehner Meter tiefer in Richtung Insul. (Abb. auf der Grundlage des DGM 1m des Lverm RLP)
Tatsächlich findet man auf den Äckern um den Burgberg die ehemaligen Flussschotter als gut gerundete Gerölle (Kieselsteine). Sie sehen den Geröllen im heutigen Flussbett der Ahr sehr ähnlich. Seitdem hat sich die Ahr tief in ihr neues Bett eingeschnitten, wie vom Aussichtspunkt an der Felsklippe am Prümer Tor eindrucksvoll zu sehen ist.

Ganz unterschiedliche Gesteine findet man auf dem Acker, meist sind es Sandsteine und helle Milchquarze.
Das Einschneiden von Flüssen in das Festgestein und die damit verbundene Talbildung gleicht tektonische Hebungsprozesse der Erdkruste aus. Das steile Ahrtal deutet auf eine verstärkte Hebung des Rheinischen Schiefergebirges innerhalb der letzten 1 Millionen Jahre hin.

Die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges aber auch klimatische Zyklen steuern den Erosionsprozess. Während der Kaltzeiten verwittern die Gesteine an der Oberfläche und aufgrund der geringen Vegetation steht viel Lockermaterial zur Verfügung, dass in die Täler geschüttet wird. Nur sporadische Niederschläge können das Metrial nicht vollständig abtransportieren. Es kommt zur Bildung von Schotterkörpern in den Tälern.

In den Warmzeiten hingegen nimmt die Vegetation und der Niederschlag zu, dadurch wandelt sich die Erosion von einer flächenhaften Abtragung hin zu einer Erosion entlang von Abflussrinnen und Flüssen. Die Erosionskraft der Fließgewässer schneidet tief in die Ablagerungen der Kaltzeit ein. Zurück bleiben an den Talrändern einzelne Schotterkörper oder Verebnungsflächen im Fels, diese werden als Terrassen bezeichnet. Der blaue Pfeil zeigt den Hebungsbetrag an.

Dieser Hebungsprozess begann zunächst langsam und beschleunigte dann merklich vor etwa 650.000 Jahren. Zu dieser Zeit begannen die Flüsse der Eifel, sich tief in eine flache, hügelige Landschaft einzuschneiden. Das Ergebnis ist die heutige Landschaft. Die flachen, meist landwirtschaftlich genutzten Verebnungsflächen bei Sierscheid und Harscheid sowie bei Winnerath liegen bei 420 - 450 m Höhe und stellen Relikte dieser ursprünglichen Landoberfläche dar. Die Hebung ist auch heute noch aktiv, daher wird sich die Ahr auch in Zukunft weiter in die Schichtenfolge einscheiden.

Beim Blick auf den Michelsberg, nördlich von Insul und Dümpelfeld, können am Hang zur Ahr deutliche Kanten oder Knicke erkannt werden. Ebene Bereiche wechseln mit Steileren ab. Die Verebnungsflächen sind ehemalige Terrassenebenen oder Talböden der Ahr. Die steileren Bereiche haben sich gebildet als die Ahr sich in das Grundgebirge eingeschnitten hat, das geschah meist während der Warmzeiten.
Die Hochterrassen liegen auf den Hochebenen, sie sind die ältesten und entstanden vor etwa 1-5 Millionen Jahren. Die Hauptterassen sind deutlich jünger und haben sich im Quartär vor etwa 600.000 Jahren gebildet. Die Mittelterrassen hingegen liegen bei 200.000 Jahren. Die Geschichte der Talbildung kann auf diese Weise rekonstruiert werden. Der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten der letzten 1 Millionen Jahre spielt dabei eine wichtige Rolle.
Auslöser für das Einscheiden der Ahr ist die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges, dieser Prozess hat verstärkt vor eta 800.000 Jahren eingesetzt. Die Ahr kompensiert durch das Einschneiden diese Hebung, je tiefer das Tal umso größer der Hebungsbetrag. Es ergeben sich Hebungsraten von 0,2 bis 0,4 mm pro Jahr für diese Region. Das klingt wenig, jedoch seitdem die Römer diese Region besiedelt haben, ist eine Hebung von bereits 40 bis 80 cm anzunehmen.
Wie immer hat das Schaf auch eine Frage für Euch.
Wenn sich die Ahr in 150.000 Jahren etwa 30 m tiefer gräbt, wie tief schneidet sie sich dann pro Jahr ein?
A: 0,2 mm
B: 2,0 mm
C: 2 cm
D: 20 cm

Tafel Infopunkt 11
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